Montag, 16.10.
Airball
Direkt nach der Übernahme der Roller haben wir die Teile vollgetankt und das an einer Tankstelle im klassischen Sinn, denn auf den Dörfern und Überland muss man sonst schon einen Benzinblick haben um zu erkennen welcher Kiosk das Zeug in Wasserflaschen und mit Hilfe eines Trichters vermarket.
Was wir unterschätzt haben ist der Fakt, dass wir noch nie so moderne und vor allem intakte Scooter hatten wie diesmal. Nix ist lose, alles funktioniert, die Reifen sind frisch und die Bremsen sehr gut. Gleichzeitig sind die Teile mit dem nun reichlich vorhandenen Sprit sehr sparsam, was uns veranlasste heute eine längere Tour auf der Halbinsel Gokarna einzulegen. Dabei haben wir ganz viel geguckt, haben eine Hängebrücke begutachtet und ne Menge fotografiert.
Die Hamster sind mit dergestalt Freizeitbeschäftigung sehr froh, gefürchtet sind nur die längeren Stops und die damit einhergehenden Vorschläge der Alten die nächsten paar hundert Meter zu Fuß zu erkunden. Fairerweise darf an dieser Stelle angemerkt werden, dass zwischen 12 und 13 Uhr auch hier die Sonne im Zenit steht und freundliche Sommertemperaturen bei maximaler Luftfeuchtigkeit nicht unbedingt zu Wanderungen einladen. Morgen kann das natürlich auch passieren, denn wir wollen einen Strand angucken der nur zu Fuß oder mit dem Boot zu erreichen ist. Wir glauben nicht, dort allein zu sein sind aber gespannt ob Paradise Beach seinem Namen gerecht wird.
Bevor wir unser Abendprogramm in Form von Stadtgang, Essen und Einkauf absolviert haben, sind wir standesgemäß mit den Mopeds über den Südteil der Insel getuckert und haben uns nun final zum Ausklang beim Billiard spielen getroffen. Ich hielt das bis heute früh für eine Mischung aus Minigolf und Basketball, haben die Kids doch recht eigene Regeln definiert, nach denen wiederum sehr streng gespielt wird.
Soeben ist die weiße Kugel kontaktlos über den Tisch gerollt, was im eigenen Team mit Augenrollen bewertet wird und dem Gegner einen frei positionierbaren Freistoß zuspricht. Na ja - kreativ sind sie.
khel
Satz des Tages:
„Fahr nach Hause Aramir.“ Aurelia
Dienstag, 17.10.
Donnerwetter
Kürzlich konnte Konstantin konstatieren, - was für ne holprige Alliteration - dass seit der Abfahrt sein Bart ganz ok, die Haare aber voll toll gewachsen sind und endlich geschnitten werden müssten.
Ric und Konstantin liegen auf dem Bett und asseln ab - also eigentlich guckt Ric die Fotos durch und der Große checkt ob er online ne gute Figur abgibt. Raus in die überdachte Spielhalle können beide nicht mehr, da schon hübsch im Schlafanzug und so wird dieser Platz kampflos den anderen Dreien überlassen. Die springen zwar auch schon im Nachtgewand rum, kümmern sich aber wenig um regionale Konventionen.
Das Ganze hat natürlich einen simplen Grund, denn morgen ist wieder Reisetag. Wir haben heute festgestellt, dass wir A) morgen früh nach Mumbai weiterziehen und B) doch schon in der Nacht von Freitag auf Samstag zurückfliegen und somit einen Tag früher daheim sind als in der Hirnrinde abgespeichert. Das war auch alles so gebucht und nur den Parkservice musste ob der Neuigkeiten informiert werden.
Somit war also heute unser letzter Tag hier in Gokarna und den haben wir voll ausgeschöpft. Aramir hat am Frühstücksbuffet eine Art eigenen Angestellten der ihm bei der Bedienung des Toasters zur Hand geht und dafür sorgt, dass das Kindchen seine gut 10 Scheiben Toast mit dem perfekten Bräunungsgrad bekommt.
Mit solcher toller Substanz im Magen wurde auf der schönen und sehr warmen Wanderung zum Half Moon Beach auch nicht groß gemault. So an der Küste zwischen Urwald und Meer und Klippen zu wandern hat absolut Charme und ist zu Mumbai sicherlich ein krasses Kontrastprogramm. Wir sind gespannt, ob es dort auch das abendliche Gewitter gibt, denn hier kann man nahezu die Uhr danach stellen.
Den restlichen Tag haben wir im wesentlichen im Pool, auf den Rollern und im Restaurant verbracht und nun verstauen wir die letzten Sachen in die Rucksäcke. Dabei haben wir zwei Verluste zu beklagen. Zum einen hatten die Kids unseren kleinen Football verliehen…und nun ist er fort…viel schwerer wiegt aber, dass bei der letzten Sicherheitskontrolle der Sparschäler als Waffe eingestuft wurde und nun nicht mehr Teil der Reisegruppe sein darf. Wir werden ihn in Ehren halten und vermissen ihn bereits wenn wir uns durch die harte Schale der Gurken knabbern müssen.
gadagadaahat
Satz des Tages:
„Die wollte den Kopf senken, weil ihre Küken hinter ihr kommen.“ - „Man Konstantin, das sind Kälbchen.“ Aramir
Mittwoch, 18.10.
Küss den Frosch
Zwölfte Etage, Fahrstuhl mit Fahrer, tolle Aussicht über Stadt und Meer und natürlich Gated Community mit mittendrin uns. Auch mit solcher Art Unterkünften haben wir in den letzten Jahren einige Erfahrungen gesammelt und wir wissen die Vor- und auch Nachteile zu schätzen. Ein Homestay mit Ferienwohnung und Pool, ganz ruhig und trotzdem mitten in der Altstadt wäre uns auch sehr recht gewesen, gibt es leider nicht und so wohnen wir nun relativ ungewohnt wieder in einer schicken Wohnung zusammen.
Das Mumbai ein Kontrastprogramm sein würde, war ja klar. Das wir das auch gleich im Vergleich zu Delhi sagen können überrascht uns etwas. Hier gibt es unzählige Wolkenkratzer in deren Schatten dann die StreetKitchens und Verkaufsstände stehen. Der Verkehr ist selbst für gestandene Uber Fahrer eine Zumutung - unserer hat heute auf 27 km und 1:30h Fahrzeit doch mehrfach das Fluchen bekommen.
Die Tour selbst verlief sehr gut - Transfer nach Goa - pünktlicher Flug und eben Uber zu unserer Butze.
Mumbai riecht vor allem anders und das nicht immer lecker. Auf einem ersten kurzen Spaziergang haben wir doch einiges an totem Fisch geschnüffelt, das liegt natürlich auch schlichtweg daran, dass wir in einem der Hafenviertel wohnen.
Entdeckt haben die Kids auch die hiesigen Streuner. Grundsätzlich haben wir bisher deutlich mehr Hunde als Katzen in „freier“ Wildbahn erlebt, hier jedoch tragen viele Hunde sogar ein Halsband, weshalb die Jungs nun wieder auf Katzen stehen.
Dabei kommt es sogar zu körperlichen Liebesbekundungen und so ist Aramir seinem Wanderhund Räudiger von gestern heute schon fremdgegangen und hatte eine Katze geknutscht. Das konnte Konstantin irgendwie verstehen, ich nicht so sehr denn beide Viecher hätte ich nicht mal mit nem Stock angefasst.
Da wir doch recht schlapp in den Seilen hängen, werden wir gleich in die Falle klettern und wollen morgen früh die weltgrösste Wäscherei angucken. Die öffnet um 7:00 Uhr - vielleicht zeigt sich Ric gnädig und wir müssen nicht vor den Wäschern dort sein.
jaanavaron
Satz des Tages:
„Der eine heißt Rüdiger und der andere Räudiger.“ Konstantin
Donnerstag, 19.10.
Omas Netflix
Heute gab es richtig Stadttag und als kurzes und vorläufiges Resümee können wir sagen, dass für uns Mumbai deutlich vor Delhi gewinnt. Ohne die Hamster könnten wir hier gern noch ein paar Tage länger bleiben und die dollen Gebäude, Museen, Wahrzeichen und andere Sehenswürdigkeiten noch ein bisschen wirken lassen. Wenngleich die Kids sich heute sehr gut geschlagen haben, ging es doch recht früh zu besagter Wäscherei. Das war tatsächlich so beeindruckend wie gehofft und wir haben uns auch nur sehr milde gewehrt einem Guide zu folgen. Wie sich nach 5 Metern herausstellte ist das nicht nur ratsam sondern der einzig mögliche und sinnvolle Weg sich durch die undurchschaubaren Gänge, Treppen und Dächer zu navigieren.
Mumbai ist groß, das ist Fakt. Wenn wir es mit Delhi vergleichen, dann ist es logistisch einfacher und spürbar kleiner. Durch die Lage auf einer großen Halbinsel wächst die Stadt sichtbar in die Höhe während Delhi sich in der Fläche ausbreitet. Wenngleich wir eine ganze Menge Altstadt und die Slums noch gar nicht besucht haben.
Zur Verkürzung der Distanzen haben wir heute nicht darauf bestanden jedes Etappenziel zu erlaufen sondern sind recht regelmäßig auf die hier üblichen kleinen Taxis ausgewichen. Länger pausiert wurde dafür beim Cricket - fanden alle langweilig und haben es nicht verstanden - und bei einem Mädchen-Fussball-Schulturnier einer privaten Schule - fanden alle sehr unterhaltsam. Das ging soweit, dass Aramir zum Training morgen früh eingeladen ist. Wird nur schwierig, denn 6:30 Uhr wäre Trainingsbeginn, da die danach alle zum Unterricht müssen und nach heute haben die Kids schon anmoderiert das morgen mal Auspennen dran sei.
Ricarda hat ein tolles Restaurant gefunden. Ist bei uns um die Ecke, macht wohl toll Meeresgedöns und anderen Kram und öffnet untypischerweise erst um 19:00 Uhr. Deshalb dürfen die Kids sich grad mit Omas Netflix Account im Wohnzimmer von der City erholen - Danke Lilli. Das ist hier ohnehin Standard, nahezu jede Unterkunft bislang bietet das an und so durfte ich mein Tablet behalten.
Wenn Netflix dann aber leer ist, wird gefuttert und die Hamster werden noch Pläne für morgen machen wollen. Es wird sicher wieder geshoppt, denn daran haben sie alle Spass gefunden. Märkte, Buden und seriöse Verkäufer laden ein sich für nen sehr schmalen Taler mit Markenkleidung, Kram und zertifizierten Technikprodukten einzudecken. Und um sie bei Laune zu halten müssen wir eben alle 15 Minuten entweder Drinks, Essen oder Krimskrams kaufen.
shahar
Satz des Tages:
„Jetzt kommt jedes unserer Vier hier nacheinander bei uns rein und bietet seine Performance der Idiotie.“ Holger
Freitag, 20.10. & Samstag 21.10.
Strippen
Die Überschrift war eigentlich nicht als müder Wettervergleich gedacht um den geringen Klamottenbedarf in Indien herauszustellen und die Kühle hier zu thematisieren. Allerdings wird es das nun doch, denn es regnet Strippen. Wir finden das ehrlicherweise ganz gut, erlaubt es uns doch reinen Gewissens nach unserer Ankunft heute Mittag mit Mittagsschlaf, Auspacken, Spielen, Kochen und der Bundesliga zu befassen.
Den Freitag haben wir in Mumbai noch einmal toll genutzt. Da wir keine echten to dos mehr auf der Liste hatten, konnten wir das recht locker angehen und haben uns auch bei den Mitreisenden ihrer Unterstützung versichert. Und so sind wir erst in eine Art Fischersiedlung spaziert, die einige schwierige und vor allem viele spannende Ecken hatte um danach ein paar lokale Marktstände anzuschauen. Auch ein Besuch auf dem Basar von gestern der „Fashion Street“ durfte nicht fehlen und wir haben uns beim Last Minute Shopping noch einmal mit ganz wichtigen Sachen eingedeckt.
Nachmittags ging es dann tatsächlich um ein paar Vorbereitungen für die Rückreise, Packen, Park besuchen und futtern.
Damit es nicht ganz entspannt abläuft hat dann doch noch einmal jedes Kind - außer Konstantin, aber der ist nun eher kein Kind mehr - individuellen Support gebraucht.
> Aurelia - Spange im Uber vergessen - Rettungsaktion gescheitert, lebt jetzt mit dem Sparschäler zusammen
> Marou - Schuhe in der falschen Größe gekauft - Taxi durch halb Mumbai, kurz vor knapp zum Umtauschen, Mission geglückt, liebe Menschen, danke
> Aramir - unseren Klamottenrucksack auf dem Klo vor der Sicherheitskontrolle liegen lassen - Haben wir 30 Minuten vor dem Einsteigen gemerkt - alles wieder rückwärts: Zoll, Security, Passkontrolle, Security, Toilettenpersonal öffnet die extra schon gesperrte Klotür. Aktion geglückt.
Der Flug selbst lief dann ruhiger und gelacht wurde nur wie selbstverständlich sich vier von uns auf die Rückbank des Shuttlebusses gesetzt haben und das noch komfortabel fanden. So schnell gewöhnt man sich.
Da wir sogar schon einen Supermarkt am Rande unseres Rückweges von München leergekauft haben, können wir morgen noch einmal ganz viel Revue passieren und die Seele baumeln lassen. Sicher ist, Indien ist mehr als eine Reise wert.
Alavida
Satz des Tages:
„Gut, dass ich lange Haare hab. Ich geh zu den Mädchen rüber.“ Aramir beim Anstehen am überfüllten Herren-Flughafenklo. Hat er dann auch so umgesetzt.
K&W (Freitag, 20 Oktober 2023 12:44)
Die Riesenwäscherei hat uns stark beeindruckt. Du fragst dich, was das für ein logistisches Können voraussetzt, damit auch jeder wieder an seine Wäsche kommt. Wären wir gern dabei gewesen! Liebe Grüße und eine entspannte Rückreise!
Judith (Dienstag, 17 Oktober 2023 22:38)
Den Sparschäler wollte jemand für sich haben, ganz klar, aber ich kann es verstehen. Die Fotos sind wieder eine Augenweide, vor allem das viele Grüne und die bunten Menschen. Was ist los mit der europäischen Mode, warum müssen wir alles in Grau-Schwarz-Braun einhergehen?