Sonntag, 18. April 2021
Im Rustico
Das Tessin kennen wir nicht wirklich gut, Ric und ich waren hier einmal zu einer Zwei-Tagestour und dann hat es mich halbberuflich ebenfalls zweimal hierher verschlagen. Eigentlich hatten wir für die Osterferien ja die Toskana oder Südtirol ausgeguckt und da das aktuell nicht so richtig toll möglich ist, haben wir uns dafür entschieden nur auf die Südseite der Alpen zu wechseln.
Die aktuellen Einschränkungen haben ja auch einige angenehme Seiten und so konnten wir den San Bernadino passieren ohne hinter irgendeinem Womo oder Kultbulli die Schönheit der Landschaft in Schrittgeschwindigkeit zu begucken und durch die fehlenden Touristen gibt es die Chance auch eher seltene Quartiere für einen fairen Kurs zu buchen. Zugegebenermaßen, klang es auf dem Promenädchen in Locarno, unserem ersten Stop kurz vor unserer Behausung, allerdings sehr deutschweizerisch und es war für uns auch schon ein eher seltener Anblick so viel außer Haus Verkauf und Menschen beim Picknick zu begucken.
Wir haben uns da natürlich gleich angeschlossen und sind dann etwas später in Richtung Berge zu unserem Minidorf - Aurigeno gerollert in dem wir ein Rustico beziehen durften. Das sind diese uralten Steinhäuser mit den Steinplatten als Dachziegeln und wir haben es super getroffen. Das Haus ist nicht nur stylisch saniert, sondern auch sehr sinnvoll zu einem Ferienhaus umgebaut worden und passt perfekt für uns.
Die nähere Umgebung zu erkunden war dann fit erledigt, die Pferde, Esel und Hasen gestreichelt und der Sportplatz eingeweiht. Lustig ist es momentan mit Ric, die ja eher eine kontrollierende Leitungsfunktion einnimmt. Da sie sich ja; ich vermute mit Bedacht; vor dem Urlaub so massiv in den Hand gesäbelt hat, dass sie nun frisch genäht und geschient mitkommen durfte, ist selbst Schuhe zubinden nur mit Hilfe möglich.
Es tut mir fast leid, wenn sie mir in der Küche zuguckt…aber ich kann eben nur Holger-Geschwindigkeit und zwischendurch doofe Witze mit Konstantin. Da werden wir wohl häufiger sehr einfach kochen.
Ciao
Satz des Tages: „Wollen wir vielleicht demnächst einfach nur abklatschen und uns nicht jedes Mal umarmen?“ Aramir zu Konstantin bei Kinder-Kick
Montag, 19. April 2021
Salmone
Yap, sie waren heute echt tapfer und ich lag mit meiner Schätzung hinsichtlich der Entfernung etwas, naja deutlich daneben. Den Kids ist ja völlig klar, dass sie in solchen Urlauben auch mit uns in die Berge dürfen und sie haben gestern weder bei Verkündung des Tagesplans noch heute bei der Umsetzung des Plans genölt. Es hat natürlich Charme, direkt an der Unterkunft zu starten und so taten wir das heute morgen auch und haben den Salmone ins Visier genommen. Bei der Routenplanung war uns klar, dass es einiges an Höhe geben würde - wir wohnen auf ca. 300 und der Berg ist schon mal 1.560 hoch. Ähnlich zur Gegend um den Genfer See, ist aber eben alles deutlich steiler. Die Truppe war echt schnell oben, denn in letzter Zeit wollen sie immer gern etwas fixer als die Prognose auf den Wegweisern sein.
Das führt dann schon dazu, dass die Kleinen den Berg hoch rennen, dabei Drachenrennen spielen, die Wegmarkierungen „abchecken“ und dazu noch pausenlos reden, während ich schon ernsthaft darüber nachdenke, sie um eine kleine Pause zu bitten da der Erschöpfungsbrechreiz sich kaum noch ignorieren lässt.
Da Ric ja armlahm ist, war Konstantin eher so in der Erwachsenenmannschaft, der Rucksack sorgte dann auch dafür, dass er unsere Geschwindigkeit einhielt. Die Tour selbst war absolut top, Mega-Aussicht, wenig Menschen, keine Infrastruktur unterwegs, allerdings dafür dann auch eine langer und knackiger Abstieg. Der war auch etwas verschneit und so wurden beim Weg vom Gipfel durchgehend Wetten abgeschlossen wer hinsichtlich der prognostizierten Ankunftszeit richtiger liegt.
Wenn man dann aber denkt, gut, es ist später Nachmittag wir sind kaputt aber heile wieder da und wir liegen jetzt mal rum, denn wir sind ja über vierzig, der hat sich aber voll geirrt. Denn „wir machen immer eine tolle Sache für Euch und dann eine für uns!“ laut Aramir, führte dazu, dass wir die Dropse noch einmal zu einem Skatepark gefahren haben. Dort haben die noch bis in die Dämmerung wilde Sau gespielt und ihr Entschädigungseis bekommen.
Nun liegen aber wirklich alle in den Federn, morgen machen wir ruhiger, es soll tolles Wetter geben und da sind wir natürlich dabei.
Satz des Tages: „Aber Papa, jetzt wissen wir doch wieviele Höhenmeter es werden!“ - „Ach ja; wieviele?“ „Na drei Stunden fünfunddreißig!“ Marou beschwert sich, dass für das geliebte Strecken- und Höhenmeter-Schätzen zu viele Informationen zur Verfügung stehen.
Dienstag, 20. April 2021
TKKG
Wenn wir zwar sagen, dass wir nicht wandern gehen, aber die Kids trotzdem den Rat bekommen Wanderbotten überzustreifen, ist das nicht clever. Das haben wir direkt heute Morgen gemerkt und so richtig maulig sind wir daher, trotz ihrer Mauligkeit doch nicht.
Denn wir wollten und haben auch Wort gehalten. Es ging gar nicht mal so extrem zeitig ins Verzascatal, das ist im Prinzip das direkte Nachbartal und weltbekannt. Wir haben die wesentlichen Sehenswürdigkeiten wie James Bond Staudamm, dolle Brücke, doller Wasserfall und kleiner Spaziergang individuell recht kurz abgehandelt und konnten auch noch eine Pause an einer leeren Grillstelle einbauen.
Nicht vorzustellen was hier in einer echten Hauptsaison los sein muss. Denn so wie wir, sind tatsächlich so einige, vornehmlich inländische Urlauber hier und absolvieren ein doch recht ähnliches Programm.
Sehenswert war das Ganze ausnahmslos und wir konnten sogar Marou überzeugen, dass es im April noch nicht clever ist, in einen Hochgebirgsfluss zu springen an dessen Ufern viersprachig geschrieben steht, dass Baden in diesen Gewässern ein signifikantes Lebensverkürzungsrisiko hat. Traurig waren wir natürlich trotzdem alle, hatte das Marouchen doch extra ihren Bikini eingepackt und sogar in den Rucksack geschmuggelt.
Zwischen allen Highlights hören wir jetzt immer TKKG im Auto, denn leider haben wir „Die Drei Fragezeichen“ tatsächlich leergehört und müssten uns eigene Folgen schreiben. TKKG hören ist allerdings auch fast so unterhaltsam, weil man folgenden Witz einfach niemals wieder vergessen wird: „Ich trink jetzt Tee und gehe danach auf die Toilette, weil ich nach dem TKKG.“ (ich geb nen Tipp - Lautschrift)
Nach dem Pflichtprogramm ging es dann für uns nur noch auf den Spielplatz in Ascona und das ist buchstäblich gemeint, denn wir haben die Decke wirklich nur einmal kurz zum Eis holen verlassen.
Da Konstantin ein bisschen vor sich hin hustet, passt es uns ganz gut, dass morgen eher schlechtes Wetter prognostiziert wurde. Da gehen wir das Ganze ruhig an und gucken mal mit welchen Frühstücksüberraschungen die Kids uns zum Aufstehen motivieren können.
Satz des Tages: „Na das ist ja das mediterrane, dass hier alle um 10:15 Uhr schon mit Weißwein sitzen. Die Ostschweizer nehmen nicht mal nen Rotwein mit auf den Berg.“ Ric
Mittwoch, 21. April 2021
Digital Natives
Und da liegen wir nun, alles sechs im Bett der Alten im Dachgeschoss, starren auf den kleinen Laptop und konnten uns ohne großes Gemurre auf einen Familienfilm einigen. Unser Rustico ist nämlich durch die Lage im historischen Dorfkern und die dicken Mauern das perfekte digital detox Quartier und sicherheitshalber auch ohne WLAN. Das ist 90% der Zeit auch absolut fein, nur heute gab es eher instabiles Wetter und da mussten wir schon etwas kreativ werden um den Kontakt zur digitalen Welt herzustellen.
Die Kiddies haben sich heute beim Kochen beteiligt und schon morgens Pfannkuchen gezaubert und so sind wir dann etwas in den Tag getrödelt.
Konstantin hat sich dann eine Auszeit gegönnt und wir sind mit den Lütten am Vormittag an den Fluss gefahren und haben gespielt und Steinchen geworfen. Nachmittags gab es dann noch eine Runde durch das Dorf Rollern und nen kleinen Ausflug auf den Spielplatz.
Morgen haben wir geplant nach Lugano zu fahren, mal gucken ob es dabei bleibt.
Satz des Tages:
Konstantin: „Guck mal, ich bin schon fast so gut wie Mama beim Gemüseschneiden!“ - „Biste gar nicht, wenn Du so gut wie Mama wärst, dann wäre der Finger schon ab!“ Marou
Donnerstag, 22. April 2021
Friedlich
Ich habe heute einmal in etwas älteren Reiseberichten geblättert und die Unterschiede sind in einem wesentlichen Punkt tatsächlich eklatant. Wir sind morgens nicht mehr wirklich zeitig dran. Das ist nen Ding, denn noch vor 2-3 Jahren waren wir natürlich auch im Urlaub eher so um 6:30 Uhr am Start. Aber so ist das nun offensichtlich, die Kids pennen nicht nur durch, sondern auch ordentlich aus. Wir wissen, dass uns keiner die Highlights weggucken wird und die Tagesplanung ist echt entspannt, da wir nicht darauf achten müssen, dass alle zur richtigen Zeit ihr Mittagsschläfchen bekommen. Ob Rics lädierte Hand da auch mit reinspielt, kann ich nicht einmal sicher sagen, denn auch sie findet einen Morgen mit Kaffee und Buch allein in der Küche oder einen einsamen Sonnenaufgang-Spaziergang sehr verführerisch.
So hielt der heutige Tag keine Überraschungen bereit und es lief so, wie wir uns das gedacht hatten. Wir sind morgens nach einem entspannten Frühstück nach Lugano gerollert. Das hatte sich Ric gewünscht und die Kids waren fein damit, stand doch außer dem Ablaufen der Strandpromenade und einer kleinen Ecke der Innenstadt, ein ausgiebiges Picknick am Spielplatz an. Das war top, die Mädchen haben es sich nicht nehmen lassen in den See zu hopsen und so für erstaunte Blicke zu sorgen, denn die Meinungen zwischen kurzer Hose oder Daunenjacke liegen hier zur Zeit noch recht weit auseinander.
Den Nachmittag haben wir dann auf einem Skatepark rumgegammelt, also rumgehangen haben eigentlich nur die Alten, Aurelia hat den Sprayern zugeschaut und will so etwas jetzt auch machen und der Rest hat sich auf den Rampen verausgabt.
Für morgen konnten wir den Hamstern noch einmal eine Wanderung abringen. Demnächst müssen wir sie wahrscheinlich bestechen, noch geht das mit gutem Zureden. Hoffentlich bleibt die Stimmung so gut, wir haben auch versprochen, dass es weniger anspruchsvoll als am Montag wird.
Satz des Tages: „Man Aurelia jetzt zieh dir endlich Hausschuhe an.“ - „Das kann ich nicht; denn das geht Nicht als Hund!“ Holger & Aurelia
Freitag, 23. April 2021
Shell Atlas
Na das war doll, kleiner Waldbrand bei der Pizzeria, zwei Löschhubschrauber im Einsatz und wir mittendrin. Das war wie bestellt, und wir konnten glatt noch an der Einfahrt zu unserem Dörfchen beobachten wie die Helis das Wasser aufnehmen. Ein schicker Abschluss unserer heutigen Tour die, ganz versprochen die letzte Wanderung in diesen Ferien war.
Zwischen Ric und mir gibt es seit einem Pärchen-Italienurlaub vor einigen Jahren einen Running-Gag. Wir hatten damals eine für uns legendäre Fahrradtour in der Toskana mit dem Shell Autoatlas geplant. Ich weiß nicht, ob das noch immer so ist, seinerzeit gab es da immer die Markierungen für die Entfernungen und die besonders schönen Straßen waren grün markiert. Ende der Geschichte waren 90 km Rad, einige Tunnel, zu viele Höhenmeter und im Dunkeln am Zelt ankommen.
So schlimm war es heute bei Weitem nicht, Ric und ich fühlen aber immer eine gewisse Grundanspannung wenn wir eine Route planen und raunen uns dann bei der Wanderung eben gern nur „Shell Atlas“ zu und wissen, dass wir es etwas verbockt haben. Da wir heute eine einfachere Tour als am Montag in Aussicht gestellt hatten, konnten wir dann während der Tour nicht ganz so offen reden. Es war nicht wirklich schlimm, nur aber eben sowohl in Strecke (19,4 km) als auch Höhenmetern (1.606 m) mehr als Montag. Wir wissen allerdings nicht sicher, ob die Mädchen das auch bemerkt haben, kreierten sie doch drei bis vier Stunden lang eine eigene TKKG Folge.
Die Hamster stimmten nach der Tour allerdings ebenso wie wir, für Essen, Eis und Glotze anstatt noch einmal auf den Spielplatz oder Skatepark zu wollen. Das steht nun natürlich morgen sehr ausführlich an.
Satz des Tages: „Guck mal da ist eine Eidechse.“ Ric — „Ja die sind hinter mir her, die lieben mich ich, ich bin ein Eidechsenmagnet.“ Aramir
Samstag, 24. April 2021
Spaßtag
Da waren wir aber froh, dass wir uns heute Vormittag, gerade einmal eine Stunde nach dem Frühstück, schon einen Sitz- und Grillplatz reserviert hatten. Nicht, dass wir auch schon eine Spur von Hunger verspürt hätten, aber der stetige Anstrom von Menschen mit allerlei Gepäck, Kühlboxen und Bierstiegen war ein guter Hinweis auf die zu erwartende Verknappung der Feuer- und Sitzmöglichkeiten.
Denn heute war zum einen ja Samstag, zum anderen aber auch der versprochene Kindertag und so sind wir ganz in der Nähe auf eine tolle Wiese am Fluss gefahren. Dort haben wir eben gespielt, gegessen, die Girls gebadet, geruht und sind auf den Steinen geklettert.
Auch ein kurzer Abstecher auf den Skatepark und ein längerer zur Minigolfanlage waren drin und so waren die Kiddies heute ganz zufrieden mit uns und der Tagesgestaltung. Zugegebenermaßen finden wir das auch, denn wir haben doch wirklich eine echtes Kinderfeuerwerk abgebrannt, dass soeben bei Pizza und Fanta seinen krönenden Abschluss fand. Morgen werden wir hoffentlich noch den Vormittag hier im Städtchen im Frühsommer verbringen und gegen Mittag die Alpenseite wechseln.
Satz des Tages: „Wir kommen bestimmt irgendwann noch einmal her, wir haben ja noch so ein langes Leben vor uns…Naja, Du vielleicht nicht, Du bist alt und hast eine Verletzung.“ Aramir zu Ric
Sonntag, 25. April
Heimspiel
Vielleicht sollten wir das immer so machen und sich immer mal einer von uns eine Hand oder den Kopf verbinden lassen, es ist nämlich toll zu bestaunen was die Hamster so alles im Haushalt auf die Beine stellen können. Heute morgen jedenfalls waren sie nach dem Frühstück echt ins Packen, Essen vorbereiten und aufräumen eingebunden und haben das ohne Murren super gemacht.
Somit konnten wir also gegen 10:00 Uhr unser Dörfchen verlassen und sind zum Abschluss noch einmal nach Locarno gefahren. Nach einer Woche fragen und eben dem tollen Morgen waren wir ja auch weichgekocht und die Kids konnten endlich auf so ein Trampolin, mit Gummiseilen und nem Gurt am Springer. Jeder für sich hat dabei herausgefunden, dass bei allem Spaß zehn Minuten recht lange werden können und sie trudelten dann nach und nach mit Statusberichten bei uns ein. Druckstellen und Übelkeit wurden ähnlich oft genannt wie der Wunsch nach Wiederholung.
Wir haben uns beim abschließenden Picknick berappelt und sind dann entspannt nach Hause gerollert. Hier haben wir kurz die Butze und uns auf Vordermann gebracht und rutschen nun gleich ins Bettchen
so long